Foto von Buch „Wir haben zu wenig echte Linkshänder“

Erfahrungsberichte

Auf dieser Seite finden Sie Erfahrungsberichte von rückgeschulten Linkshändern, sowie Linkshändern die sich in der Rückschulung befinden.

Wir wünschen Ihnen, dass die Schilderungen der Betroffenen Ihnen oder Ihren Angehörigen helfen, den für Sie richtigen Weg zu finden.

Bitte beachten Sie, dass die Berichte aus persönlichen und datenschutzrechtlichen Gründen anonymisiert wurden.


Erfahrungsbericht 1 - Rückschulung

„Ihr Sohn ist vermutlich Linkshänder.“

Damit begann der Weg zu meiner eigenen Händigkeit. Ich ließ meinen Sohn bei Frau Kahle testen.

An einem der letzten Termine trafen wir einen Erwachsenen „Rückschüler“ und kamen mit ihm ins Gespräch.

„Wie haben Sie denn gemerkt, dass Sie Linkshänder sind?“, fragte ich.
„Ich konnte immer sehr logisch denken, aber mit dem Auswendig lernen hatte ich es nie. Ich war immer sehr vergeßlich und hatte manchmal das Gefühl, einen Knoten im Kopf zu haben“, kam als Antwort.

„Ist das nicht normal? Das habe ich auch alles.“ Während ich diesen Satz sagte kam Frau Kahle, um meinen Sohn zu holen.

Spontan vereinbarten wir einen Termin für meine eigene Testung. Währenddessen hatte ich zwei Schlüsselmomente: Mein mit links gemaltes Bild war schöner als das mit rechts. Zugegebenermaßen bin ich auch mit rechts – obwohl mein ganzes Leben lang geübt – keine Künstlerin, aber das Ergebnis erstaunte mich sehr.

Als ich einen Text abschreiben musste konnte ich, während ich mit links schrieb, die Zeile halten, mir mehrere Wörter merken, den Text verstehen, und mich nebenher auch noch unterhalten. Das alles ging nicht, als ich den gleichen Text zuvor mit der rechten Hand geschrieben hatte.

Inzwischen schreibe ich seit einigen Wochen mit der linken Hand. Mir ist nicht mehr schlecht und auch nicht mehr schwindelig, egal, wie viel ich an einem Tag schreibe. Meine Schrift ist zwar objektiv betrachtet nicht unbedingt schön, aber sie ist vom Gefühl her schon jetzt mehr meine.

Der Knoten im Kopf wird merklich weniger, ich kann mich besser artikulieren. Das mit dem Auswendiglernen habe ich allerdings noch nicht probiert.

Alles in allem bin ich erstaunt, wie schnell es ging, bis ich wieder einen Stift in die Hand nehmen durfte und wie unkompliziert es war die linke Hand langsam zum Leben zu erwecken.

Erfahrungsbericht 2 - Rückschulung

Persönlicher Erfahrungsbericht zu Beginn, während und am Ende meiner Rückschulung von Oktober 2008 bis Ende 2011.

Ich bin Jahrgang 1954 und ich bin als Linkshänderin geboren .

Meine Mutter hat mir dieses immer wieder erzählt: „Ja, ich weiß es noch genau, Du nahmst die Kreide für die Schiefertafel und Deine Buntstifte immer in die linke Hand.“

Laut Schulordnung war es in den 60 er Jahren verboten, mit der linken Hand zu schreiben. Daher schulte man mich auf das Schreiben mit der rechten Hand um.

Heute weiß man, dass so ein Umschulen der Händigkeit der Schreibhand auf die nicht dominante Hand vergleichbar ist mit einem unblutigen Eingriff ins Gehirn.

Es stellt eine enorme Verletzung des jungen Menschen dar, der sich in so einem jungen Alter nicht wehren kann, der sich nicht austauschen oder mitteilen kann über seine Missgeschicke und Schwierigkeiten in der Schule.

Ich hatte in meinem Leben immer wieder damit zu tun, mich nicht OK zu fühlen.

Meinen Selbstwert konnte ich nicht spüren. Beim kleinsten Anlass bröselte er förmlich wie ein gesprengter Turm in sich zusammen.

Mehrere Körpertherapeuten hatten mir empfohlen, mich auf meine dominante linke Schreibhand zurückzuschulen. Aber ich zögerte. Wie ging denn so etwas, und wer begleitete und unterstützte mich auf meinem Weg.

Dann im Herbst 2008 hatte ich bzgl. des Themas Linkshändigkeit ein tiefgehendes AHA-Erlebnis auf einem Seminar und mir wurde klar, dass ich in die Handlung kommen musste, wenn ich meine Lebensqualität erhöhen wollte.

Neugierig und nun hoch motiviert schaute ich ins Internet zu den Begriffen von Linkshändigkeit , Umschulung und Rückschulung. Es gab nun Betreuung auf diesem ganz persönlichen Weg, welch ein Glück, welch einSegen..!

Ich hatte das Gefühl,dass jetzt ein geeigneter Zeitpunkt wäre, eine Rückschulung auf meine dominante linke Schreib-Hand anzugehen, sie zu beginnen.
Viele Male vorher hatte ich einen Anlauf unternommen, aber dann doch einen Rückzieher gemacht, weil mir die Unterstützung, die Begleitung dabei fehlte.

Übers Internet suchte ich mir eine kompetente Begleitung und fand diese in der Psychologin Martina Neumann, die selbst auch eine umgeschulte Linkshänderin ist und Menschen bei der Rückschulung auf ihre dominante Schreibhand begleitet.

Frau Neumann meinte, es wäre gut, wenn ich einmal nach Berlin käme, um in direktem Augenkontakt miteinander zu sprechen und um einander kennen zu lernen.
Aber aus diversen privaten Gründen meinerseits es kam nicht dazu.

Mit Frau Neumann telefonierte ich nun einmal die Woche nach Berlin. Ich fühlte mich stark, die Rückschulung so mit kompetenter Begleitung durchzuführen. Die richtige Schreibhaltung hatte ich mir schon angeeignet und einen Füller für Linkshänder schon stolz erworben.

Nun konnte es im Oktober 2008 losgehen. Ich war bereit.!

Frau Neumann ermutigte mich, jeden Tag meine Schwung- und Spurübungen mit der linken Hand zu machen. Aber nicht zu lange Zeit, sondern mich in den Minuten allmählich steigernd.

Während dieser entspannenden Übungen spurte ich mit der linken Hand mit einem Bleistift ganz bestimmten, aufgezeichneten Figuren nach, was dabei half, die rechte und die linke Gehirnhälfte miteinander zu verbinden.
In diese Phase der Rückschulung ist es eine ganz wichtige Übung. Und ich genoss diese in vollen Zügen!

Ja, ich juchzte förmlich innerlich vor Glück, wenn ich mit der linken Hand spurte. Das war für mich der Beweis, dass ich auf dem für mich richtigen Weg war.

Martina Neumann empfahl mir, mir vormittags im Büro nicht zuviel aufzubürden und mich am Nachmittag möglichst zu entspannen, auch evtl. bei einem Besuch in einer Salz-Oase oder Sauna.

Während dieser frühen Zeit meiner Rückschulung mit Frau Neumann kamen die unterschiedlichsten Gefühle in mir hoch und ich drückte meine Gefühle in dieser nachstehenden Prosa aus.

Es war eine Mischung aus Erleichterung, aus Wut aus endloser Anstrengung, die immer noch in den Knochen saß, aus Traurigkeit, AlleinSein und aus Glücksgefühl, wenn ich an die Zukunft dachte.:

Umgeschulte Linkshänderin in der Rückschulung auf die dominante linke Schreibhand.

Ich bin verwirrt
Mein altes Leben beginnt auseinander zu driften
Und das Neue lässt noch auf sich warten.
Das alte funktioniert nicht mehr,
ich funktioniere nicht mehr,
ich falle und falle..
wohin.?
Keiner kann es mir sagen.

Vertrauen, Vertrauen
In das , was DA ist.
Liebevolle, anteilnehmende und beruhigende Begleitung ist da,
das tröstet mich.
Es ist nichts mehr so wie früher,
aber ich will es so,
denn so mit SelbstwertLeid
will ich nicht weiterleben.

Nein, dieses Leben mit angezogener Handbremse
ist nicht meins.

Ich wage den Sprung
und vertraue dem Netz,
das sich auftun wird.

Meine rechte, dominante Gehirnhälfte freut sich darauf, mehr
gefordert zu sein,
meine linke Gehirnhälfte sehnt sich nach Erholung.

Ich will leben.
1 Jahr kann es dauern,
der Prozeß.

Ich möchte SEIN, die ich bin,
denn das Leben ist schön.
La vita è bella.
Und ich will es auskosten.
Ich habe der Welt was zu geben,
gerade ich als Linkshänderin.

26.11.2008

Und meinen Inneren Zensor schrieb ich auch gleich meine Meinung :

Der Innere Zensor

…hat genug gewütet in mir.
Ich mach nicht mehr mit.
„Du hast keine Chance mehr bei mir“, will ich zu ihm sagen. “Scher’ Dich zum Teufel, geh’ zum Deifi. Hau ab , Du hast Dein Pulver verschossen. Ich brauche Dich nicht mehr. Wofür brauchte ich Dich eigentlich..??“

Ich folge dem Augenblick und werde still.
Es ist doch mein Leben.

„Nein, mein lieber, Du hast ausgedient, hast Deine Pflicht getan. Ich kann jetzt selbst für mich sorgen, brauche Deine Ermahnungen und Deine Kritik und Dein Dich einmischen in meine Gedanken nicht mehr.!!
Innerer Zensor : Du kannst gehen…ich gebe Dich frei…

27.11.2008

Frau Neumann erinnerte mich immer wieder, viele Pausen am Tag zu machen. Und öfters Entspannendes zu tun, um die rechten Gehirnhälfte nicht zu überstrapazieren. Ich musste mich zu diesen Auszeiten zwingen.
Ein gutes Gewissen wollte dabei nicht entstehen. Meine Leistung reichte dem inneren Zensor nicht.

Das nächste wichtige Thema für mich während der Rückschulung war:
Oute ich mich oder nicht. ?
Denn nach den wochenlangen Spur- und Schwungübungen, und Buchstaben-Übungen eines Erstklässlers durfte ich allmählich beginnen, eine kurze Zeit am Tag mit der linken Hand zu schreiben.

Klar, dass diese neue Handschrift so aussah, als hätte ich gerade einen Schlaganfall überstanden. Mir war es peinlich, so zu schreiben, aber es half nix::
Ich wollte mich mit der linken Hand schreibend ausdrücken, so wie ich bei meiner Geburt geplant war.
Einigen Briefempfängern erklärte ich den Grund für meine neue unregelmäßige Handschrift.

Eine von meinen Masken konnte ich nun abnehmen::
Die Maske, dass ich unbedingt einen guten Eindruck machen sollte und gut sein wollte.

Es fühle sich an, wie ein Verlust von Punkten auf der gesellschaftlich sozialen Skala. Das machte mich anfangs sehr traurig.
Dann wurde es aber wichtiger, mir selbst, der Linkshänderin, näher zu kommen.

In meinem Kopf entstand der alte Wirrwarr , den ich schon einmal kennen gelernt hatte als junges schulpflichtiges Wesen.
Dieser Wirrwarr machte mir Angst.
Frau Neumann erzählte ich davon. Sie beruhigte mich und meinte, das liege während einer Rückschulung im normalen Bereich. Auch, beruhigte Sie mich, als ich ihr andeutete, dass ich das Gefühl hätte, ein weißes Blatt vor meinen Augen zu haben und nichts mehr zu wissen. Dieses sei alles ganz normal und sei Teil des Prozesses der Rückschulung.

Sie sagte, ich sollte mich so oft, wie es ginge, entspannen, Weniger wäre in meiner Situation Mehr. Ich befolgte so gut es ging Frau Neumanns Empfehlungen. Ihre Ermutigungen taten mir gut. Ich begann, mich zu akzeptieren, so wie ich bin. Ich lernte in dieser Zeit, mich zu beschützen und auch NEIN zu sagen, weil es ein JA für mich war.

Diese Art der Neugeburt geschah um meinen 55.Geburtstag herum. So langsam entwickelte ich Stolz für meinen Mut, mein bisheriges Leben total umzukrempeln und noch einmal einen ganz anderen Lebensgeschmack kennen lernen zu wollen

mit mehr Leichtigkeit
mehr Selbstakzeptanz
mehr Selbstwertgefühl
mehr Vertrauen
mehr Selbst-Liebe
mehr Liebe zu Allem.

Nach Fünfmonatiger Begleitung durch Frau Martina Neumann entschied ich mich, meine Rückschulung allein, ohne Betreuung, weiterzumachen und glaubte, ich wäre über den Berg. Aber das war wohl ein Fehler.

Die Wichtigkeit meiner Rückschulung geriet etwas ins Hintertreffen. Ich schrieb mal mit der rechten, mal mit der linken Hand.

Das änderte sich als ich Claudia Winter kennen lernte. Über Xing fragte mich Frau Winter damals, ob ich ihr einen Therapeuten empfehlen könnte, der in Lübeck die Rückschulung auf die dominante linke Schreibhand begleiten würde.

Ich nannte ihr die Ergotherapeutin Sigrid Kahle, von der ich wusste, dass sie Menschen bei der Rückschulung auf die dominante linke Hand begleitete. Ich war aber bisher nicht zu ihr gegangen.

Frau Winter nahm meine Empfehlung an und berichtete mir via Email, wie gut ihr die Begleitung durch Frau Kahle täte und wie strukturiert sie dabei vorginge. Ich war erstaunt über diese Informationen und merkte, dass ich das in meiner augenblicklichen Situation dringend benötigte: Struktur.

So setzte ich nach fast 2 Jahren Unterbrechung, Anfang 2011 bei Sigrid Kahle meine Rückschulung fort; vielleicht kann man auch sagen, ich begann die Rückschulung in 2011 ein zweites Mal mit sehr viel mehr Struktur.

Frau Kahle war nicht gerade erbaut darüber, wo ich in meinem Leben gerade feststeckte. Sie war in meiner Situation der rettende Rückschul-Engel für mich.
Sie passte – vergleichbar mit einer Anwältin – darauf auf, dass ich meinen roten Lebensfaden nicht verlor.

Der Händigkeits-Test, den sie gleich zu Anfang mit mir machte, ergab ganz eindeutig: Ich bin eine Linkshänderin!

Mit so einem Test, Methodik Barbara Sattler, beginnt bei Sigrid Kahle jede Rückschulung.

Dann erstellte ich mit Frau Kahles Hilfe einen Wochenplan mit möglichst viel Freizeit für mich darin vereinbar mit den augenblicklichen beruflichen und privaten Verpflichtungen.

Dieser Wochenplan war Gold für mich. Er unterstützte mich bei meinen beruflichen Zielen und half mir, diese nicht aus den Augen zu verlieren, am Ball zu bleiben. Unsere wöchentlichen Gespräche waren wie ein Spiegel für mich, um besser zu erkennen : Was ist mir in meiner jetzigen Lebenssituation wirklich wichtig und wo will ich hin.

So kam es, dass ich in 2011 mein drittes Buch veröffentlichen konnte: Das Hörbuch „Die drei Reisen zum Inneren Kind“. Ich war ganz allein die Autorin. Darauf war ich mächtig stolz.

Außerdem fand ich den Mut, meine Dienste in der Seniorenassistenz anzubieten. Nun wurde mein Leben rund.

Bei all meinen persönlichen Entwicklungen begleitete mich Frau Kahle mit einfühlsamem Mitgefühl, mit Lob und Verständnis und mit lösungsorientierten pragmatischen Denkanstössen, so ganz ohne Druck.

Frau Kahle war auf diesen anfänglichen zaghaften neuen, beruflichen Schritten wie eine Sparrings- Partnerin für mich, Sie ermutigte mich, bestärkte mich, und wir probten beruflicherseits Szenen gemeinsam.

Nun, nach einem Jahr der Begleitung in der Rückschulung durch Sigrid Kahle, kann ich sagen, dass ich sehr glücklich darüber bin, wie sich mein Leben seitdem entwickelt hat und wie ich mich entwickelt habe:

Ich kann es so formulieren:

Ich sitze selbst am Steuer meines Lebens. Das Gefühl der angezogenen Handbremse ist komplett weg.

Ich schreibe nur mit links, und meine Handschrift mit links gefällt mir. Sie ähnelt inzwischen meiner damaligen Handschrift mit rechts.

Ich habe Vertrauen zu mir und zum Leben, und ich kenne meinen Selbst-Wert.

Ich bin stolz auf mich, dass ich mich mit 55 Jahren entschieden habe, mich auf die dominante linke Schreibhand zurückzuschulen.

Ich gebe mir somit die Möglichkeit, mein Leben mit meiner dominanten rechten Gehirn-Hälfte auszudrücken und meine Kreativität als Linkshänderin zu leben.

ICH BIN OK, SO WIE ICH BIN.

Erfahrungsbericht 3 - Rückschulung

Dass ich in der ersten Klasse gezwungen wurde mit der rechten Hand zu schreiben, daran kann ich mich noch sehr gut erinnern. Jahrelang schleppte ich dann psychische und emotionale Probleme mit mir herum, aber auf die Idee, dass die Umschulung unter anderem daran schuld war, hätte ich nie gedacht.

Eine Lebenskrise und unangenehme Veränderungen rissen mich aus dem Alltagstrott heraus und ich wollte endlich herausfinden wodurch meine Probleme entstanden sind. Zu meinen Problemen gehörten unter anderen Konzentrationsschwierigkeiten, Unsicherheit, Lernprobleme, Zurückgezogenheit und eine Erschöpfungsdepression.

Ich begann im Internet zu recherchieren und siehe da meine Probleme waren mit den Symptomen eines umgeschulten Linkshänder identisch. Zu diesem Zeitpunkt war mir klar, dass das eine Chance sein könnte mein Leben wieder lebenswerter zu gestalten.

Daraufhin telefonierte ich mit Frau Kahle und wir vereinbarten einen Termin. Nach dem Erstgespräch und dem Test, der eindeutig war, entschied ich mich für eine Rückschulung. Durch die professionelle Hilfe und Geduld von Frau Kahle gelang es mir das Schreiben mit der linken Hand Schritt für Schritt zu erlernen. Die Schrift sieht zwar heute nach zweieinhalb Jahren immer noch etwas kindisch aus, aber es ist halt ein langwieriger Prozess. Während der Rückschulung merkte ich schon dass es positive Veränderungen gab.

Heute kann ich sagen, dass sich die Rückschulung für mich auf alle Fälle gelohnt hat. Es hat sich vieles in meinem Leben gebessert. In meiner Persönlichkeit bin ich wesentlich stabiler geworden und ich habe mich deutlich weiterentwickelt.

Erfahrungsbericht 4 - Rückschulung

Vorher:
Bevor ich mich zum Thema Umschulung und Rückschulung informiert hatte, ging ich davon aus, keinerlei Probleme zu haben. Erst durch die Beschäftigung mit dem Thema kam die Frage auf, ob Konzentrationsschwierigkeiten, Kopfschmerzen von der Umschulung herrühren.

Während:
Schon die Anfangsübungen mit der linken Hand, sowie nachher das Schreiben mit links, fühlte sich von Beginn an richtig für mich an.

Nachher:
In manchen Punkten ist meines Erachtens eine Verschlechterung eingetreten (Gedächtnis, Zahlendrehen, Rechts-links-Unsicherheit). Dennoch stehe ich voll hinter der Rückschulung. Abgesehen von dem Gefühl der Stimmigkeit, mit der linken Hand zu schreiben und andere Tätigkeiten zu verrichten, fällt es mir leichter, Abläufe zu erkennen, zu erfassen und in Worten auszudrücken. Ich habe den Eindruck, dass alles im meinem Kopf strukturierter abläuft.

Erfahrungsbericht 5 - Rückschulung

Ich, weiblich und 42 Jahre jung, habe vor ca. 1,5 Jahren mit der Rückschulung auf meine dominante linke Hand in Begleitung einer Linkshändertherapeutin begonnen.

Befindlichkeiten vor der Rückschulung

Folgende Fragen und Gefühle haben mich ständig begleitet:

  • Warum muss ich immer mehr als die Anderen lernen bzw. Energie aufbringen, und das Resultat ist trotzdem schlecht.
  • Warum ist die Idee/Gedanke irgendwo im Kopf, aber kommt nicht raus?
  • Irgendwie hatte ich die ganze Zeit das Gefühl „Es ist etwas nicht richtig!“
  • Ich habe die Kinder/Menschen, die den Mut hatten mit links zu schreiben, sehr bewundert.
  • Ich hatte immer Angst, etwas zu vergessen.
  • Warum mag ich nicht malen, obwohl es mich doch so fasziniert? Ich habe meine Bilder gehasst.

Fazit heute – Der Wirbelsturm

Befindlichkeiten während der Umschulung

Während dieser Zeit habe ich einige Zeit überhaupt nicht mit den Händen geschrieben. Für mich hieß das, ich musste mir sehr viel merken, was ich bis jetzt ja eigentlich überhaupt nicht konnte. Wenn ich schreiben musste, habe ich dieses mit dem PC erledigt oder meine Mitmenschen haben für mich geschrieben.

In dieser Phase hat sich das Gefühl „die Idee/der Gedanke ist im Kopf und kommt da nicht raus“ im wahrsten Sinne des Wortes in Luft aufgelöst. Ich konnte mir auf einmal alles einfach merken und auch immer öfter sofort abrufen.

Das ging auch bei den ersten Schreibübungen so weiter. Ich schrieb Texte aus Büchern ab. Die Aufgabe war es, sich möglichst viele Wörter zu merken und diese dann aufzuschreiben. Das klappte so gut, wie in meinem ganzen Leben noch nicht!!! Keine Rechtschreibprobleme, keine Leseprobleme und auch hier konnte ich mir wieder Mengen merken, ohne mich anzustrengen!!!

Ein weiterer Teil der Therapie war es, drei Bilder mit Links zu malen und diese zu interpretieren.

Wir haben mit einem Tuschebild begonnen „Drei Tiere auf einer Wiese“ Es war fast wie immer, ich hasste das Bild und es sah aus, wie von einem Erstklässler. Aber irgendwie machte es mehr Spaß als früher.
Das zweite Bild malte ich mit Kreide. Es wurde ein „Sonnenuntergang auf dem Meer. Dieses Bild gefiel mir – ich fühlte mich richtig gut. Dann war die Stunde zu Ende.

Ein paar Tage später habe ich über diese Stunde nachgedacht und mich zu Hause hingesetzt und angefangen zu malen.

Das erste Mal in meinem Leben konnte ich so malen, wie ich wollte …

Zur nächsten Stunde habe ich meiner Therapeutin meine Bilder mitgebracht. Es hat ihr die Sprache verschlagen.

Seitdem male ich von Herzen gerne und alles. Was mir in den Sinn kommt, kommt auf Papier. Herrlich!

Fazit heute – Das Erkennen und Durchbrechen

Nach der Umschulung

Heute probiere ich viele Sachen mit der linken Hand aus. Federball, Tischtennis, Billard, Dart und alle möglichen handwerklichen Tätigkeiten mache ich problemlos mit Links. (-:

Alles macht jetzt viel mehr Spaß und fühlt sich richtig an. Ich genieße mein Tun jede Minute, mit viel Gelassenheit und Ruhe.

Erfahrungsbericht 6 - Rückschulung

Nachdem ich erstaunt feststellte, dass meine Tochter alle Situationen, in denen Geschicklichkeit und Genauigkeit gefragt waren, mit der linken Hand machte, stand für mich fest, dass sie auf keinen Fall mit rechts schreiben sollte, so wie ich es noch musste. Also forschte ich nach Material, las die Bücher von Frau Dr. Sattler und war geschockt, weil so viel auf mich zutraf.

Obwohl ich schon vielfach psychotherapeutische Hilfe in Anspruch genommen hatte, fühlte ich mich erleichtert, eine Begründung für viele Schwierigkeiten zu finden.

Nach meiner Testung auf Linkshändigkeit begann ich bei Frau Kahle in Lübeck mit der Rückschulung.
In dieser Phase fühlte ich mich sehr labil, hatte Schwindelgefühle und war nicht belastbar. Ich konnte mich schlecht konzentrieren, mir Ruhe zu gönnen, fiel mir immer noch schwer und ich litt unter starken Gemütsschwankungen.

Mein Leben hatte ich mir so eingerichtet, dass genügend Raum für die Rückschulung war.

Nachdem ich die Rückschulung vor vier Jahren beendet hatte, stellte sich eine Verbesserung der Beschwerden ein. Ich konnte private Veränderungen besser verarbeiten, war fröhlicher und ausgeglichener und habe oft gesagt, dass ich mir wie neu geboren vorkam.

Ein innerer Zusammenhang war plötzlich da.
Ich konnte besser aussprechen, was ich dachte und meine Gefühle anderen zeigen, hatte weniger Blackouts, weniger inneren Druck, der mich zu zerreißen schien. Ich fühlte mich spürbar entlastet.

Im Alter von 22 Jahren hatte ich im Studium einen Engel aus Glas gegossen, der von der Last seiner Flügel erdrückt wurde. Ich wollte immer fliegen, aber die Flügel waren schwer wie Blei.
Nun mit Mitte Dreißig fing ich an, mir stärker zu vertrauen, meine Träume umzusetzen, als Künstlerin zu arbeiten und auf meine Ausbildung als Diplomdesignerin an einer Kunstschule stolz zu sein.
Ich organisierte Ausstellungen und präsentierte mich öffentlich. Das Reden vor Publikum erforderte einen weiteren Lernprozess. Ich hatte unglaublich große Angst davor und in Situationen, in denen ich mich unter Druck fühle, sind die alten Muster von vor der Umschulung wieder da. Mit Hilfe von Stichpunkten auf einem Blatt kann ich Blackouts umgehen und den roten Faden behalten. Trotzdem ist es immer noch eine Herausforderung für mich.

Auch nach langer Beendigung der Rückschulung bilden sich Umschulungsfolgen zurück.

Es ist ein Prozess, der längere Zeit braucht. Für mich war es die richtige Entscheidung.

Erfahrungsbericht 7 - Rückschulung

Erfahrungsbericht über die Rückschulung zur Linkshänderin von C. H.

Auf den Gedanken, dass mir als Kind der Stift in die rechte Hand „gedrückt“ wurde – bin ich gekommen, als die Selbstumschulung zum Rechtshänder bei meinem Sohn festgestellt worden ist.
Doch was dies alles zur Folge hatte, war mir bis dato nicht bewusst gewesen. Bis zum Anfang der Rückschulung 2009 hatte ich zunehmend große Konzentrationsschwierigkeiten, die sich speziell auf Gespräche (ich verlor oft den „Roten Faden“) und auch auf das Lesen bezogen – nichts von dem Gehörten oder Gelesenen wollte in meinem Kopf bleiben. Außerdem war ich sehr schnell erschöpft und müde – auch auf vielen Fragen wusste ich die Antworten, war aber nicht in der Lage, diese auszusprechen, ähnlich einem „Black-Out“.

Aufgrund dieser Zustände wuchs meine Angst, Neues zu erlernen, die Angst vor dem Versagen war übermächtig, zumal ich auch sehr hohe Ansprüche und Erwartungen an mich selbst hatte – der Hang zum Perfektionismus….
Rückwirkend gesehen gehe ich davon aus, dass der Ursprung dieser Ängste zu scheitern, in der gezwungenen Umschulung als Kind lag.

Nach meinem Sohn ließ auch ich mich testen und machte für mich eine erfreuliche Feststellung – mit LINKS ging mir so manches leichter von der Hand!
Aus diesem Grund entschied ich mich dann auch für eine Rückschulung. Während der Therapie verbesserte sich meine Konzentration zu Sehens, was sich im Großen und Ganzen auf das Behalten von Informationen aus Gesprächen oder gelesenen Texten bezog.
Auch war ich nach und nach immer besser in der Lage, während des Schreibens oder Lesens Musik zu hören und trotzdem dem Verlauf folgen zu können.

Am Rande sei erwähnt, dass mir das Schreiben mit Links kaum Schwierigkeiten bereitete.

Nun zurückblickend betrachtet, kann ich nach der Rückschulung eine deutliche Verbesserung meines Gesamtbefindens feststellen, was sich in kaum noch Kopfschmerzen und einem freieren und entspannteren Körperbefinden äußert.

Bücher verschlinge ich mittlerweile ohne den Inhalt zu vergessen und auch meinen Gesprächspartnern kann ich leichter und besser folgen.
„Perfekt zu sein, versuche ich immer noch. Bin aber lange nicht mehr so enttäuscht oder entmutigt, wenn es mal nicht „Perfekt“ wird…

Zum Abschluss möchte ich sagen – auch wenn ich viele Jahre „Rechtshänder sein musste“, bin ich froh, dass ich den Schritt von „Rechts wieder zurück auf Links“ gewagt habe.

Mein Selbstbewusstsein ist gestiegen und meine Angst zu versagen wird immer weniger, und inwieweit ich noch Prüfungsangst habe, werde ich in nächster Zukunft „austesten“.

Erfahrungsbericht 8 - Rückschulung

Warum ich mich für eine Rückschulung entschieden habe und was seither passiert ist.

Ich litt schon seit ich denken kann an Konzentrationsstörungen und hatte mit dem Lang- und Kurzzeitgedächtnis Probleme. Zudem habe ich mich fremd in meinem Körper gefühlt, so als ob er nur funktioniert und nicht „mein“ Körper ist. Durch diese Schwierigkeiten bekam ich Stimmungsschwankungen, die sowohl mein privates als auch mein berufliches Leben stark beeinflusst haben.

Nachdem ich bei verschiedenen Ärzten war, die mir alle sagten, dass sie mir nicht helfen könnten, habe ich mich im Internet belesen und festgestellt, dass vieles von mir auf die Probleme eines umgeschulten Linkshänders, welcher ich bin, passt. Besonders nach dem Test bei dem man ein Bild mit rechts und dann mit links aus dem Gedächtnis nachmalen musste, war mir klar, dass das der Ursprung meiner Probleme ist.

Seit ca. einem halben Jahr bin ich nun aktiv dabei. Seither hat sich einiges geändert.

Zum Einen ist es ein befreiendes Gefühl, im eigenen Körper angekommen zu sein. Ich wurde „stolz“ darauf, ein Linkshänder zu sein und benutze meine linke Hand bei vielen verschiedenen Gelegenheiten ganz automatisch. Endlich kann ich mich bei Gesprächen konzentrieren und auch mein Gedächtnis ist besser geworden. Ich habe zwar immer noch Probleme damit, mir Informationen zu merken, aber ich finde sie schneller wieder, wenn man mir einen Hinweis dazu gibt. Zudem habe ich meine Emotionen besser im Griff und lerne, durch Reden ein bisschen mehr Klarheit in meinen Kopf zu bekommen und nicht mehr alles in mir und mit mir zu klären. Lerne, mich selbst mehr anzunehmen.

Äußerlich trat auch eine Veränderung ein: Ich kaue keine Nägel mehr, obwohl ich nicht bewusst darauf geachtet habe.

Mein Mann meinte, dass sie vielleicht auch daran interessiert sind, wie man als Außenstehende das ganze sieht, daher hier auch ein paar Zeilen von mir.

Mein Mann ist nun seit einem halben Jahr mit der Rückschulung beschäftigt und ich kann einige positive Dinge feststellen.

Er ist ausgeglichener geworden und ich habe nicht mehr das Gefühl, dass er bei Gesprächen mit den Gedanken schon wieder ganz woanders ist. Er konzentriert sich auf das hier und jetzt. Auch wenn es ihm mal nicht so gut geht redet er immer öfter mit mir und teilt sich mir mit, was sich positiv auf die Beziehung auswirkt.

Er ist geduldiger im Umgang mit seinem Kind und im Allgemeinen entspannter. Oft kommt es vor, dass er sich an Gespräche ganz von allein erinnern kann. Diese Diskussionen fallen also auch vom Tisch. Ich kann mich mehr auf ihn verlassen.

Mittlerweile kann man sagen, dass er ein Stückchen mehr Lebensfreude bekommen hat, auch wenn er gerade in der schwierigen Phase der Therapie ist.

Außerdem steht er mehr zu sich selbst, seinen Stärken und Schwächen. Er gibt Arbeit ab, wenn ihm etwas zu viel wird und somit entlastet er sich.